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John Grinder hat das Modell der Wahrnehmungspositionen entwickelt, um aufzuzeigen, das ein Perspektivwechsel in Konflikten sehr hilfreich und lösungsführend sein kann. Denn nicht selten entstehen, verhärten oder eskalieren Konflikte, weil wir dazu neigen, auf einer Position zu beharren und nicht die Perspektive wechseln zu können. Das erschwert allerdings den Zugang zu Lösungen. Dieses Modell unterscheidet drei grundsätzlich verschiedene Wahrnehmungspositionen. Jede der drei Wahrnehmungspositionen hat andere Erlebens- und Handlungsmöglichkeiten, wobei bei vielen Konflikten eine Fixierung auf eine dieser Wahrnehmungspositionen charakteristisch ist.
Menschen haben grundsätzlich die Fähigkeit, sich mit anderen verbunden (assoziiert) oder von anderen getrennt (dissoziiert) zu erleben. Mit jemanden assoziiert zu sein, bedeutet sich in dessen Erleben so einzufühlen, als ob man es selbst hat. Dissoziiert zu sein, bedeutet sich von dem Erleben anderer getrennt zu fühlen. Sich assoziieren und dissoziieren zu können ist eine der zentralen Grundfähigkeiten von Menschen.
Ein Großteil unseres Lernens läuft über die Identifikation mit Modellen, also anderen Personen. In der Regel bildet sich eine mangelhafte Selbstassoziation als ein Schutzmechanismus gegenüber sehr schmerzhaften und traumatischen Lebenserfahrungen. Starke Beziehungskonflikte und soziale Konflikte lassen sich auch als eine zu starke Selbstassoziation verstehen, in der ein Mangel an Dissoziationsfähigkeit besteht.
Inhaltsverzeichnis
Die 3 Wahrnehmungspositionen
Der Egoist – Die Ich-assoziierte-Position
In dieser ersten der drei Wahrnehmungspositionen nach John Grinder ist ein Mensch ganz mit sich selbst verbunden, d. h. er ist im ganzen Körper, spürt dessen Empfindungen und erlebt eine Situation aus seinen Augen heraus. Das Erleben ist geprägt von den eigenen Wünschen, Gefühlen und Interessen.
Vorteile:
- man handelt aus eignen Interessen und Bedürfnissen heraus
- man nimmt sich wichtig und ist motiviert
- ist selbstbewusst und energisch
- spürt und erlebt sich selbst stark
- Genussfähigkeit ist stark gegeben
Nachteile:
- man bekommt die Interessen an der anderen nicht mit, außer wenn es die eigenen stark beeinflusst
- die Wirkung, die man auf andere hat, ist kaum bewusst.
- die Gefahr der Selbstherrlichkeit und übertriebene Dominanz ist groß
- die Selbstreflexion und Selbstkritik sind nicht möglich.
Der Mitfühlende – Die Du-assoziierte-Position
In der zweiten der drei Wahrnehmungspositionen nach John Grinder erlebt ein Mensch die Welt scheinbar durch die Sinne eines anderen. Er ist dabei ganz identifiziert mit den Bedürfnissen und Interessen eines anderen. Und er hat scheinbar dessen Empfindungen und Bedürfnisse.
Vorteile:
- ist fähig ganz ziehen Kontakt herzustellen und zu verschmelzen
- man differenziert sein Modell der Welt
- Selbstfindung durch Unterscheidung
- schnelleres Lernen, weil Modelle adaptiert werden
- stellt große Nähe her
Nachteile:
- die Grenzen zwischen Ich und Du sind unklar
- Tendenz zu Schuldgefühlen und Abhängigkeit
- eigene Körperempfindung und Gefühle sind unklar
- eigene Interessen werden nicht verfolgt
Der Beobachter – Die Meta-Position
In der letzten der drei Wahrnehmungspositionen nach John Grinder befindet man sich in einer Beobachterrolle. Man erlebt eine Situation emotional unbeteiligt. Man beobachtet sich selbst und andere wie durch die Sinneskanäle eines Fremden, dabei ist man in einer Position des neutralen Zeugen.
Vorteile:
- keine Bewertungen und große Toleranz
- gute Analyse
- Schutz vor starken Empfindungen
- Kreativität
Nachteile:
- empfindungslos
- unangemessene Reaktion
- unbeteiligt sein
Umsetzung Wahrnehmungspositionen
Wenn Sie jetzt an Ihren letzten Konflikt denken – oder, wenn Sie haben, Ihren aktuellen – versuchen Sie einmal die folgenden Fragen zu den Wahrnehmungspositionen für sich zu beantworten:
- Wie sehe ich meinen Konflikt aus der Sicht des Egoisten?
- Was kann ich über meinen Konflikt aus der Sicht des Mitfühlenden aussagen?
- Wie sieht mein Konflikt aus der Meta-Position aus?
Durch den damit vorgenommenen Perspektivwechsel erhalten Sie Impulse und Anregungen, vielleicht auch Verständnis sowie Lösungsansätze für Ihren Konflikt.
Weiterhin möchte ich darauf hinweisen, das Konflikte immer auch Chancen beinhalten: Chancen sich persönlich weiterzuentwickeln, Chancen eine Veränderung anzustossen oder aber Bewährtes zu erhalten oder auch sich im und mit dem Team weiterzuentwickeln.
Um mehr über die eigene Person herauszufinden, empfehle ich Ihnen meinen Beitrag zu den eigenen Antreibern und auch den Test auf den eigenen Persönlichkeitsstil nach Riemann-Thomann. Beide Tests unterstützen Sie dabei Unbewusstes bewusst zu machen und wenn gewünscht in den Fokus einer Veränderung zu bringen. Zudem erklären beide Tests, warum wir manchmal reagieren, wie wir reagieren und was uns an anderen Menschen triggert.
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NLP II – die neue Generation
Strukturen subjektiver Erfahrung – die Erforschung geht weiter von Robert B. Dilts
1980 erschien mit „Strukturen subjektiver Erfahrung: Ihre Erforschung und Veränderung durch NLP“ ein Überblickswerk über den damaligen Stand des Neurolinguistischen Programmierens, an dem alle damaligen NLP-Größen beteiligt waren: Robert Dilts, John Grinder, Richard Bandler und Judith DeLozier. Viel ist seither geschehen: NLP hat in weiten Teilen der Welt Verbreitung gefunden und nicht zuletzt durch die wachsende Zahl von Anwendern hat sich auch die Methode selbst verändert.
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(1) Was ist kennzeichnend für eine „neue“ Generation, die ja mehr sein muss als eine Variante des bereits bestehenden NLP?
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Antje Liebe wohnt und arbeitet in einem kleinen Dorf im Harz – zusammen mit ihren zwei Pferden. Sie berät und coacht Unternehmen und Privatpersonen zu den Themen Onlineauftritt, Analysen der Unternehmungen, Gesundheitsvorsorge, Stressbewältigung und Burnout-Prävention, Motivation, Persönlichkeits- und Teamentwicklung. Je nach Thema als Einzel- oder Gruppen- oder Teamveranstaltungen – inhouse, extern oder vor Ort mit Pferden.