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Zuletzt vor 10 Monaten aktualisiert.

Als Hufrehe wird eine meist plötzlich auftretende Huflederhautentzündung auf beiden Vorderhufen bezeichnet. Aufgrund der Schmerzen verlagert das Pferd seinen Schwerpunkt in Richtung Hinterhand, weit unter die Körpermitte und entlastet so die Vorderhand.

Hufrehe – Auslöser

Hufrehe kann durch eine Überversorgung durch Fructane auf der Weide ausgelöst werden. Fructane sind Mehrfachzucker, in denen die Pflanzen ihre Energie speichern. In der Verdauung des Pferdes wird dieser Mehrfachzucker aber nicht erst im Dünndarm, sondern bereits im Dickdarm verdaut. Dadurch kommt es hier zu einer Absenkung des ph-Wertes, wie bei einer stärkereichen Fütterung, und die Hufrehe wird ausgelöst.

Ein weitere Auslöser von Hufrehe kann eine Überversorgung mit Stärke, zum Beispiel bei hohen Kraftfuttermengen, sein. Hierbei kommt es zu Fehlgärungen im Magen und einem pH-Wertabfall im Caecum (vorderer Abschnitt des Dickdarms vom Dünndarm kommend). Aber auch

  • verschimmeltes Futter, Stroh, Einstreu, Getreide, Brot, Mischfutter;
  • ungenügend abgelagertes Heu bzw. Hafer
  • angefaulte oder gefrorene Futtermittel, wie Rüben, Kartoffeln oder Silage
  • zu wenig Mahlzeiten
  • plötzlicher Futterwechsel insbesondere im Übergang zur Weide

können sie auslösen.

Ebenfalls kann eine Überdosierung mit Selen toxisch wirken und damit das Risiko von Hufrehe erhöhen.

Auch eine zu feuchte Lagerung von Getreide kann das Risiko von Hufrehe erhöhen, da es durch die Feuchtigkeit zu einem hohen Anstieg von Mykotoxinen (giftiges Stoffwechselprodukt von Pilzen) und Endotoxinen (giftiges Stoffwechselprodukt von Bakterien) kommt.

Hufrehe – Risiko minimieren

Die Fructanwerte sind beim „Deutschen Weidelgras“ am höchsten, vor allem in den Stängeln – weniger in den Blättern. Je kühler die Witterung ist, desto höher steigt der Fructangehalt an. Daher sollten Pferde, die anfällig für Hufrehe sind, in den frühen Monaten des Jahres erst am Nachmittag und in den anderen Monaten am Vormittag auf die Weide kommen.

Stefanie Ewen von „Tierkommunikation & Bachblütenberatung EquineEwen“ hat dazu eine tolle Übersicht erstellt, wann gefährdete Pferde gefahrlos auf die Weide gebracht werden können:

Hufrehe Auslöser- Fructangehalt in Gräsern - Grafik Tierkommunikation & Bachblütenberatung EquineEwen

Den Stärkeanteil bei der Fütterung kann man zum Beispiel mit der Gabe von Öl reduzieren. So ersetzt 100g Öl ca. 300g Hafer.

Hufrehe – Heilungschancen

Eine Hufreheerkrankung ist mit viel Ausdauer heilbar. Ausdauer daher, weil die Behandlung sich über Monate hinweg erstrecken kann. Der Tierarzt wird dabei dein bester Freund, da regelmäßige Röntgenbilder erstellt werden müssen, um den Krankheitsverlauf genau zu beobachten. Auch mit deinem Hufschmied wirst du sprechen müssen, da in diesem Fall ein orthopädischer Hufbeschlag benötigt wird.

Bei einer akuten Hufrehe solltest du die Hufe deines Pferdes kühlen. Zudem bringt es Linderung, wenn du die Hufe deines Pferdes so bandagierst, dass dein Pferd wie auf „Highheels“ läuft. Es werden also die hinteren, sehr schmerzhaften Bereiche hochgestellt und dein Pferd steht dann quasi auf der Spitze des Hufes.

Fütterungsfehler

Fehler in der Futtermittelauswahl oder Rationszusammensetzung

  • zu rohfaserarme, stärkereiche Futtermittel (Weizen, Roggen):
    Gefahr der Verkleisterung im Magen, Fehlgärungen, Magen- und Darmkatarrhe, Aufblähen, Magenüberladungen
  • einseitige Verwendung rohfaserreicher, sperriger, eiweißarmer Futtermittel (Stroh):
    Gefahr von Verstopfungen im Blinddarm und Grimmdarm
  • blähendes Futter (junges Grünfutter, Leguminosen, Klee, Luzerne, Kohlgewächse, Apfel, Brot):
    Gefahr des Aufblähens im Blinddarm und Grimmdarm, evtl. Magenüberladung
  • überhöhte Mengen an Futtermittel mit hohem Mg- und P-Gehalt (Kleien, Nachmehle):
    Gefahr der Darmsteinbildung

Ungenügende Futterqualität

  • verschimmeltes Futter: Heu, Stroh (evtl. auch aus Einstreu), Getreide, Brot, Mischfutter:
    Gefahr von Grimmdarmverstopfungen, Magenblähungen und -risse, Magen- und Darmkatarrhe, Hutrehe
  • Heu/Hafer ungenügend abgelagert:
    Gefahr von Magen- und Darmkatarrhe, Hufrehe
  • Grünfutter, das in Haufen gelegen und sich erwärmt hat:
    Gefahr von Aufblähen
  • angefaulte oder gefrorene Futtermittel (Rüben, Kartoffeln, Silage):
    Gefahr von Magen- und Darmkatarrhe, Hufrehe
  • stark verschmutzte Futtermittel (Rüben, Kartoffeln):
    Gefahr von Magen- und Darmkatarrhe, Sandkolik

Fehler in der Futterzubereitung

vgl. H. Meyer, Pferdefütterung, 3. Auflage, Blackwell Wissenschaftsverlag 1995

  • zu kurz gehäckseltes Stroh (unter 2 bis 3 cm):
    Gefahr von Blinddarm-, Grimmdarm-, Hüftdarmverstopfung
  • kurz geschnittenes Gras (Rasenmäher):
    Gefahr von Hüftdarmverstopfung (Verfilzung)
  • Zucker- oder Trockenschnitzel nicht eingeweicht:
    Gefahr von Quellung Schlundverstopfung, primäre Magenüberladungen
  • nicht angemessen zubereitetes Getreide (Mais, Gerste)

Fehler in der Haltungs-, Fütterungs- und Tränketechnik

  • zu wenig Mahlzeiten, zu große Mengen hochverdauliche Futtermittel pro Mahlzeit:
    Gefahr von Fehlgärungen Magen, Futteraufnahme, Hufrehe
  • unregelmäßige Futterzeiten
  • unkontrollierter Zugang zum Kraftfutter bzw. zu jungem Weidefutter:
    Gefahr von primäre Magenüberladung
  • plötzlicher Futterwechsel, besonders beim Übergang zum Grünfutter:
    Gefahr von Hufrehe
  • zu starke körperliche Belastung unmittelbar nach der Fütterung
  • zu kaltes Wasser
  • zu große Wasseraufnahme während des Fressens
  • Wassermangel (abgestellte Selbsttränke, hohe Schweißverluste):
    Gefahr von Verstopfung

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